Unfallberichte und Unfallstatistiken zeigen, dass Waldarbeit unverhältnismäßig oft zu schweren oder gar tödlichen Unfällen führt. Im Jahr 2024 vermeldete die österreichische Polizei in Presseaussendungen rund 150 Forstunfälle, wobei die Verunfallten im Rahmen gewerblicher, landwirtschaftlicher oder privater Tätigkeiten im Wald Arbeiten verrichteten. Gewisse Faktoren, Abläufe und Umstände verursachen oder verschärfen häufig Forstunfälle und so gilt es, bei der Forstarbeit Gefährdungen richtig wahrzunehmen, einzuschätzen und ihnen mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen. Weiters sind Gefahren meist in bestimmten Zonen stark erhöht und diese Gefahrenbereiche müssen konsequent gemieden werden. Mitunter überlebenswichtig: Bei der Waldarbeit darf niemand auf sich allein gestellt sein.
Gefahren erkennen und meiden
Arbeitssicherheit beginnt bei der Vorbereitung: Lage und Topografie, Witterungsverhältnisse und Waldzustand sind Basisinformationen für Planung und Auswahl von Arbeitsmethoden, -mitteln und -kräften sowie der erforderlichen Kommunikationsmittel. Die Schadholzaufarbeitung ist besonders gefährlich und in gebirgigen Lagen führen Steinschläge und abrollende oder talwärts rutschende Wurzelteller und Baumteile häufig zu Unfällen. Totholz und durch Forstschädlinge geschwächte Bäume stellen Gefahrenquellen in Form von herabstürzenden Baumteilen und mitgerissenen oder unvermittelt umstürzenden Bäumen dar. Das Aufreißen oder Brechen vorgeschädigter Bäume bei der Fällung führt akute Unfallgefahr herbei, und daher sind Baumbeurteilung und Festlegung des Fluchtwegs immens wichtige Schritte in der Fällungsvorbereitung. Funkgesteuerte Fällkeile oder die windenunterstütze Fällung erlauben es, in Verbindung mit den einschlägigen Schnitttechniken, einen Baum aus sicherer Entfernung zu Fall zu bringen.
Zahlreiche Unfälle ereignen sich, da sich Personen in Gefahrenbereichen um Arbeitsmittel, zu fällende Bäume oder andere Gefahrenquellen aufhalten. Alle beteiligten Personen müssen mit den gelände-, geräte- und arbeitsbedingten Gefahrenbereichen vertraut sein. Außerdem muss jene Person, die eine gefahrbringende Tätigkeit ausführt, den betreffenden Gefahrenbereich überblicken und sofort reagieren – etwa die Arbeit einstellen – falls eine Person diese Zone betritt.
Gefahrenbereich eingrenzen
Der Gefahrenbereich um den:die Motorsägenführer:in entspricht dem Schwenkbereich von mindestens zwei Metern. Bei Maschinen erstreckt sich der Gefahrenbereich auf den Fahr-, Schwenk- sowie Arbeitsbereich und muss ausgeweitet werden, falls Teile weggeschleudert oder herabfallen können. Bei der mechanisierten Holzernte beträgt der Gefahrenbereich 90 Meter um das Prozessor- oder Harvesteraggregat. Bei Seilarbeiten werden Personen sehr häufig infolge der Nichtbeachtung des Gefahrenbereichs schwer oder gar tödlich verletzt, wenn Komponenten wie Anschlagmittel oder Seilrollen versagen, angehängte Lasten seitlich ausschlagen bzw. -schwenken oder Arbeitsgeräte umkippen.
Bei der Fällung beträgt der Radius des Gefahrenbereichs um den zu fällenden Baum mindestens die 1,5-fache Baumlänge, wobei bei Arbeiten am Hang die gesamte unterhalb liegende, hindernisfreie Zone hinzuzurechnen ist. Der Fallbereich angesägter und hängengebliebener Bäume darf nicht betreten werden, vielmehr müssen diese Bäume unmittelbar und fachgerecht zu Fall gebracht werden.
Wald: kein Ort für Alleingänge
Gerade im bäuerlichen oder privaten Bereich arbeiten Personen häufig allein im Wald. Aus Sicht des Arbeitnehmer:innenschutzes ist festzuhalten, dass Alleinarbeit bei der Holzernte oder bei besonderen Gefährdungen verboten ist. Dass Motorsägearbeiten nicht allein durchgeführt werden dürfen, halten die herstellenden Firmen auch in den Bedienungsanleitungen fest. Durch Nachbarschaftshilfe und Zusammenarbeit kann Alleinarbeit vermieden werden. Gut organisierte Forstunternehmen setzen Dreierteams zur Bewältigung von Arbeiten unter erschwerten Bedingungen ein, damit im Falle eines Unglücks das Unfallopfer versorgt und parallel professionelle Hilfe angefordert werden kann. Moderne Kommunikationsmittel wie zum Beispiel ein Helmfunk ermöglichen die laufende Verständigung und ein rasches Eingreifen in Notsituationen. Bei forstlicher Alleinarbeit – etwa Förster:innen bei Revierfahrten oder Berufsjäger:innen – stellen Personen-Notsignal-Anlagen geeignete Maßnahmen zur Kommunikation in einer Notsituation dar.
Unter Beachtung der genannten Faktoren, der Verwendung persönlicher Schutzausrüstung und von Sicherheitseinrichtungen an Arbeitsmitteln, der Anwendung fundierter Fachkenntnisse und einer durch reflektiertes Arbeiten wachsenden Risikokompetenz kann der Wald als Arbeitsumgebung sicher genutzt werden. (go)
Wissenswertes zum Weiterlesen
Broschüren
Sicheres Arbeiten: Ausrüstung, Werkzeug und Motorsäge richtig verwenden
bit.ly/3RdIM2e
Sicheres Arbeiten: Fällen von Bäumen
bit.ly/3Yh7sej
Sicheres Arbeiten: Aufarbeiten von Bäumen
bit.ly/3YtkCVp
Weitere Infos finden Sie auf unserer Blog-Infoseite Forst unter auva.at/blog/infoseite-forstarbeit