Bedeckter Himmel, Nebel oder Nieselregen, dazu dämmriges Licht, vielleicht ist es sogar noch oder schon dunkel – so sieht es auf dem Arbeitsweg im Spätherbst oder Winter oft aus. Personen, die in den typischen „Winterfarben“ gekleidet zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter unterwegs sind, erkennt man erst spät. Manchmal zu spät: Laut einer vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) 2022 durchgeführten Sichtbarkeitsstudie ereignete sich in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich jeder zweite tödliche Verkehrsunfall mit Fußgängern:-gängerinnen und jeder fünfte tödliche Verkehrsunfall mit Radfahrern:-fahrerinnen bei schlechter Sicht.
Gut sichtbare Kleidung
„Fußgänger:innen in reflektierender Kleidung können von PKW-Lenkenden bei Dunkelheit oder schlechter Sicht bereits aus rund 140 Metern Entfernung erkannt werden. Tragen sie helle, kontrastreiche Kleidung, sieht man sie aus rund 40 Metern Entfernung. In dunkler Kleidung ohne Reflektoren werden Fußgänger:innen erst entdeckt, wenn sie nur noch zirka 25 Meter entfernt sind – das ist der Anhalteweg eines PKW bei 50 km/h“, erklärt DI Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. Durch helle, reflektierende Kleidung werde das Unfallrisiko um fast 50 Prozent gesenkt.
Während viele Menschen beim Sport Kleidungsstücke in bunten, leuchtenden Farben tragen, die zum Teil auch mit reflektierenden Elementen ausgestattet sind, sieht es im Alltag anders aus – was ebenso für Radfahrer:innen im Straßenverkehr gilt. Laut KFV-Sichtbarkeitsstudie sind 63 Prozent der Fußgänger:innen aufgrund dunkler Kleidung schlecht sichtbar. 16 Prozent tragen zwar helle Kleidung, aber keine Reflektoren, mit denen nur rund jede:r Fünfte ausgerüstet ist. Bei den Radfahrenden sind die Werte geringfügig besser.
Risikogruppe Kinder
Besonders wenig farbenfroh kleiden sich ältere Menschen, die bei Unfällen die höchste Wahrscheinlichkeit haben, sich schwer zu verletzen. Aber auch bei Jugendlichen und sogar bei vielen Kindern ist ein dunkles Outfit durchaus beliebt. „Die niedrige Akzeptanz von fluoreszierenden Farben bei Alltagskleidung und das geringe Angebot an modischen und coolen Designs erschweren die Motivation, diese Kleidung zu tragen“, stellt DIin Corina Walther vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) im IFA-Report „Sicherer Schulweg durch sichtbare Kleidung, Schulranzen und -taschen für Kinder und Jugendliche“ fest.
Warum es gerade bei Kindern wichtig ist, dass sie im Straßenverkehr gut sichtbar sind, begründet Walther folgendermaßen: „Kinder bis ins Grundschulalter können Verkehrssituationen meist nicht richtig einschätzen. Sie konzentrieren sich auf sich selbst und nicht auf den Verkehr.“ Ablenkung besteht auch durch das Smartphone und durch Musikhören über Kopfhörer.
Auf dem Schulweg sorgen Schultaschen aus einer Kombination spezieller Materialien dafür, dass man Kinder schon von Weitem erkennen kann. Bei Tageslicht sind fluoreszierende Farben besonders gut sichtbar, in der Dunkelheit sogenannte retroreflektierende Materialien. Diese werfen das Licht genau in die Richtung zurück, aus der es gekommen ist. Werden sie von einem Autoscheinwerfer angeleuchtet, erscheinen sie dem:der Lenker:in strahlend hell.
Warnweste und Accessoires
Zusätzlich zur Schultasche – bzw. wenn das Kind keine Schultasche trägt – empfiehlt Walther Kleidung, die ausreichend große Flächen an retroreflektierendem Material aufweist. Optimal ist eine Warnweste, die eine Rundumsichtbarkeit gewährleistet, wenn sie geschlossen getragen wird. Wichtig ist die passende Größe, da man mit einer zu großen Warnweste leicht hängenbleiben und sich verletzen kann. Qualitativ hochwertige Modelle in Kindergröße besitzen einen breiten retroreflektierenden Streifen.
Natürlich sollten auch Erwachsene auf eine gute Sichtbarkeit achten und die Schutzwirkung durch retroreflektierende Materialien nutzen – insbesondere, wenn sie am Abend oder in der Nacht mit dem Rad bzw. E-Scooter unterwegs sind oder eine unbeleuchtete Landstraße entlanggehen. Im Ortsgebiet sind Lenker:innen von Kraftfahrzeugen bei Dunkelheit mit einer Vielzahl an Lichtern und reflektierenden Flächen konfrontiert. Warnwesten oder reflektierende Kleidung kann ähnlich wirken. Damit man als Person besser erkannt wird, rät Walther, retroreflektierende Klickbänder oder Aufnäher an Ärmeln und Hosenbeinen zu tragen, denn Arme und Beine werden bewegt.
Rutschfeste Schuhe
Viele unterschätzen, dass für einen sicheren Arbeitsweg nicht nur gute Sichtbarkeit entscheidend ist, sondern auch das richtige Schuhwerk, um Rutsch- und Sturzunfälle zu vermeiden. Peter Schwaighofer, BSc, Experte für Verkehrssicherheit in der AUVA, empfiehlt Personen, die zu Fuß unterwegs sind, die Wetterprognose abzurufen und für die jeweilige Witterung geeignete Schuhe zu wählen: „Bei Nässe, Eis oder Schnee braucht man rutschfeste Sohlen. Business-Schuhe haben oft sehr rutschige Sohlen, daher sollte man sie mitnehmen und für den Arbeitsweg andere Schuhe anziehen.“ Das Gleiche gilt für Schuhe mit hohen Absätzen. Beim Radfahren rät er, zu geschlossenen, rutschfesten Schuhen mit reflektierendem Material zu greifen.
Tipps für mehr Sicherheit
- In der dunklen Jahreszeit helle Kleidung bevorzugen.
- Bei Tageslicht erhöhen fluoreszierende Farben die Sichtbarkeit, in der Dämmerung und nachts retroreflektierende Materialien.
- Kinder, die Schultaschen mit fluoreszierendem und retroreflektierendem Material tragen, sind besser sichtbar.
- In Risikosituationen, etwa auf unbeleuchteten Straßen, empfiehlt sich das Tragen einer Warnweste.
- Als Person erkennbar ist man durch retroreflektierende Aufnäher oder Klickbänder an Armen und Beinen.
- Radfahrer:innen und E-Scooter-Fahrer:innen sollten besonders auf Sichtbarkeit achten, etwa durch eine Warnweste oder retroreflektierende Accessoires
- wie Klickbänder oder Aufnäher.
- Bei Nässe, Eis oder Schnee verhindern Schuhe mit rutschfesten Sohlen Rutsch- und Sturzunfälle.
Sicherheit durch Sichtbarkeit
dunkle Kleidung: 20 – 30 m
helle Kleidung: 40 – 50 m
mit Reflektoren: 140 – 160 m
DI Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV
DIin Corina Walther vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
Peter Schwaighofer, BSc, Experte für Verkehrssicherheit in der AUVA