Es sind nicht nur die Bau- oder Straßenarbeiter:innen, die beruflich einer intensiven Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind. Auch Dachdecker:innen, Gärtner:innen, Förster:innen, Kellner:innen im Gastgarten, die Müllabfuhr, Botendienste, Bademeister:innen, Spengler:innen, Maurer:innen, Landarbeiter:innen oder Betreuer:innen im Kindergarten verbringen häufig viele Stunden täglich im Freien und damit oft unter starker Sonneneinstrahlung. Kopf, Haut und Augen zu schützen darf dabei weder eine Frage von Design noch von Bequemlichkeit sein.
Der beste Schutz ist, die Sonne zu meiden – vor allem während der Mittagsstunden. Bei längerem Aufenthalt im Freien sind Schutzmaßnahmen umzusetzen. Das beginnt mit sogenannten technischen Maßnahmen, wie der Verwendung von Sonnenschirmen, Sonnensegeln oder Unterständen. Dort, wo das nicht möglich ist, sind organisatorische Maßnahmen gefragt, wie die Durchführung von Vorbereitungsarbeiten im Schatten oder das Verlegen der Arbeiten in die frühen Morgenstunden, um die Sonnenexposition zu verringern. Weiters gibt es eine Reihe persönlicher Schutzmaßnahmen, wie den Körper, Kopf und Augen mit passender Kleidung, Kopfbedeckungen und Sonnenbrille zu bedecken. Dort, wo das nicht möglich ist, muss Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor mehrmals täglich aufgetragen werden. „UV-Bestrahlung tut zuerst einmal nicht weh, erst ein paar Stunden verzögert macht sich ein Sonnenbrand bemerkbar. Doch wirklich dramatisch sind jene Auswirkungen, die wir erst nach Jahren merken, wenn es schon zu spät ist – den Hautkrebs“, bringt es Dr. Roswitha Hosemann, Fachärztin für Arbeitsmedizin in der AUVA und medizinische Fachkoordinatorin „Haut“, auf den Punkt.
Arbeitgeber:innen müssen dafür sorgen, dass möglichst umfassende Schutzmaßnahmen getroffen werden, entsprechende Schutzkleidung, Sonnenschutz und Cremen zur Verfügung stehen. Arbeitnehmer:innen wiederum werden dazu angehalten, diese Maßnahmen auch tatsächlich zu nutzen, ihre individuellen Schutzbedürfnisse – je nach Hauttyp – zu berücksichtigen und im Fall von erhöhtem Risiko sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in der Hautarztpraxis dringend anzuraten.
Einfach vorsorgen
Zu den Schädigungen, die aufgrund von zu viel UV-Strahlung auftreten können, zählen akut der Sonnenbrand, Sonnenstich und Bindehautentzündungen sowie nach Jahren bzw. jahrzehntelanger UV-Exposition vorzeitige Hautalterung und der sogenannte helle Hautkrebs wie Keratosen, Basalzellcarcionom und Plattenepithelcarcinom. „In Österreich nimmt die Anzahl der Hautkrebserkrankungen exponentiell zu. Das liegt freilich nicht nur daran, dass manche berufsbedingt der UV-Strahlung ausgesetzt sind, sondern auch daran, dass sich das Freizeitverhalten in den letzten 50 Jahren massiv verändert hat. Durch Aufenthalte am Meer und im alpinen Bereich oder durch Besuche von Solarien ist man der Sonne öfter ausgesetzt“, sagt Hosemann.
Daher sollten sowohl privat als auch beruflich der Aufenthalt in der Sonne reduziert werden und jeder Sonnenbrand unbedingt vermieden werden. Wenn das nicht möglich ist, so gilt: cremen, cremen, cremen! Unterarme, Ohren und Gesicht müssen regelmäßig eingecremt werden – mit Schutzfaktor 50+ ist man auf der sicheren Seite. Keine Sprays im Gesicht verwenden, da Sonnencremen im allgemeinen in den Augen brennen. Produkte für Outdoorworker sollen sich leicht auftragen lassen, schnell einziehen und nicht klebrig sein. Wasserfeste Produkte sind zu bevorzugen und auf die Kennzeichnung UV-B- und UV-A-Schutz ist zu achten. „Wichtig ist es, sich rechtzeitig mit ausreichender Menge einzucremen, das sind 2 mg pro cm2. Damit kommt man mit rund fünf Teelöffel für einen Erwachsenenkörper gut aus. Bedingt durch Abrieb und Schwitzen ist ein Nachcremen unbedingt notwendig! Wer viel schwitzt, muss regelmäßig nachcremen“, rät die Medizinerin.
Was passiert beim:beider Hautarzt:-ärztin?
Geschätzte 300.000 bis 400.000 Menschen in Österreich sind derzeit aufgrund ihres Berufes einem erhöhten UV-Risiko ausgesetzt. Als Faustregel gilt: Wer viele Muttermale hat oder Veränderungen an einem Muttermal feststellt oder im Erwachsenenalter neue Muttermale auftreten, muss dies in der Hautarztpraxis sofort kontrollieren lassen. Dort können mithilfe der Auflichtmikroskopie – einer völlig schmerzfreien Untersuchung – feinste Veränderungen in der Pigmentstruktur und kleine Veränderungen in der Struktur erkannt werden. Hautkrebs ist durch frühzeitige Diagnose und Entfernung in der Regel heilbar!
Wie wirken UV-Strahlen?
Die UV-Strahlen dringen unterschiedlich tief in die Haut ein: UV-B-Strahlen dringen nur in die Oberhaut bis zur Basalzellschicht ein, fördern Hautkrebs und sind für den Sonnenbrand verantwortlich. UV-A-Strahlen dringen tiefer in die Lederhaut ein und bewirken frühzeitige Hautalterung und Hautkrebs.
Wann ist die UV-Belastung am höchsten?
Die Belastung durch UV-Strahlung ist nicht nur im Sommer gegeben, sondern beginnt meist schon im April und dauert bis September oder Oktober.
Am stärksten ist die UV-Strahlung zwischen 11.00 und 15.00 Uhr. Je kürzer der Schatten ist, den man selbst wirft, desto höher die Gefahr. Ist der Schatten kürzer, als man selbst groß ist, gilt besondere Vorsicht.
Bis zu 90 % der UV-Strahlung ist auch noch bei bewölktem Himmel vorhanden, auf den Bergen ist sie intensiver.
Besondere Vorsorge gilt es bei reflektierenden Flächen
wie Blech, Schnee oder Wasser zu treffen.
Tipps für Sonnenschutz am Arbeitsplatz
Direkte Sonne meiden:
Flexible Arbeitszeit nützen
Mittagssonne meiden
Nie länger als unbedingt notwendig in der Sonne bleiben
Arbeitsbereich beschatten
UV-Schutzkleidung und Sonnenschutzbrillen tragen
Auch Kopf und Nacken bedecken
Unbedeckte Körperstellen mehrmals eincremen
Auf den richtigen Sonnenschutzfaktor achten
v. a. Ohren, Nase, Lippen, haarloser Kopf und Unterarme