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Goldene Securitas: Papierindustrie: Vorteile automatischer Reinigung

Übergroße Maschinen, wie etwa in der Papierindustrie, zu reinigen, ist mit Gefahren und ­Belastungen für die Arbeitenden verbunden. Der Schritt zur Automatisierung spart Chemikalien, Zeit, Geld und schützt Menschen vor gesundheitsschädlichen Einflüssen und körperlichen Belastungen.

Die Firma Hotter GmbH mit Sitz in Waizenkirchen in Oberösterreich kann als Ingenieurbüro für Erfahrungen mit Reinigungsarbeiten an Papiermaschinen auf ihre 30 Jahre lange Praxis zurückgreifen. Der technische Geschäftsführer, Robert Hotter, hat klare Vorstellungen von seinem Business in der Zukunft. Er will die Papierherstellung modernisieren und aufgrund langjähriger Erfahrung weiß er auch, wovon er spricht: „Reinigungsarbeiten sind notwendig, damit diese Maschinen effizient das ganze Jahr über Papier herstellen können. Beim Reinigungsvorgang müssen Menschen für die laufend notwendigen Arbeiten große Gefahren und Belastungen auf sich nehmen. Sie können etwa während der Durchführung der Reinigungsarbeiten stolpern und fallen, sich den Kopf anstoßen, chemische Verätzungen oder Verletzungen durch Hochdruckreiniger bzw. durch Strom erleiden. Darüber hinaus sind diese schweren Arbeiten körperlich beanspruchend.“ Jetzt will er der automatisierten Reinigung zum Durchbruch verhelfen.

Prototyp belegt Machbarkeit

Mit dem Prototyp „Hotter Solution ACSM“ bietet das engagierte Unternehmen die erste automatisierte Reinigungsanlage in der Siebpartie von Papiermaschinen an und wurde mit dieser innovativen Präventionsmaßnahme in der Kategorie „Innovativ für mehr Sicherheit“ zur Goldenen Securitas 2021 nominiert. Als Hersteller von umweltfreundlichen Reinigungschemikalien und Schaumpumpen setzt Geschäftsführer Hotter damit auch auf die Entlastung der Arbeitnehmer:innen. Das Unternehmen wurde nach ISO 14001:2015 für ein funktionierendes Umweltmanagementsystem zertifiziert. Gerade als Chemieunternehmen ist es der Geschäftsführung besonders wichtig, ein Qualitäts- und Umweltmanagementsystem vorweisen zu können und durch die Zertifizierungen den Nachweis für das hohe Niveau ihrer Produkte zu liefern.

Der Prototyp wurde in einer Papiermaschine in Deutschland für den „Proof of Concept“ für ein Jahr in Betrieb genommen. Die Entwicklung erfolgte in vier Phasen: In Phase I wurden Düsen ausgewählt und die Logik für die automatisierte Reinigung entwickelt. In Phase II wurde der Prototyp produziert und in eine Papiermaschine eingebaut, danach wurden das Design und die Auswahl der Bauteile optimiert. In der letzten Phase wird die Maschine mit Kameras und künstlicher Intelligenz ausgestattet und für ihren Job vorbereitet. Die Auswahl der Chemikalien und die Reinigungszeit werden vom System selbst gesteuert. Ziel ist es, so wenig Chemie wie möglich an so wenigen Stellen wie nötig ein­zusetzen.

Mehr Schutz für Reinigungspersonal

Bei den monatlichen Reinigungsstillständen in Papierfabriken werden bisher externe Reinigungsfirmen eingesetzt. Reinigungstrupps müssen in das Innere der Maschine steigen, schäumen große Teile der Papiermaschine mit saurem Schaum (pH-Wert 0-1) ein und kärchern anschließend mit 200 bar Hochdruckwasser. Dabei werden die Arbeitenden Aerosolen und chemischen Stoffen ausgesetzt. Trotz aller Schutzmaßnahmen sind Verätzungen, Reizungen der Haut, Augen und Schleimhäute zu jeder Zeit möglich. Darüber hinaus werden 90 Prozent der eingesetzten Chemikalien nur für die optische Sauberkeit der Maschine verwendet. Dieser Umweltaspekt ist nicht außer Acht zu lassen.

Hotters Entwicklung ermöglicht die punktgenaue Reinigung exakt dort, wo sie für die Effizienz der Papiermaschine notwendig ist, und spart dadurch große Mengen an Chemikalien. Externe Reinigungsmitarbeitende, die diese belastende Tätigkeit durchführen, sind nicht mehr erforderlich. Stattdessen verrichtet die automatisierte Anlage alle notwendigen Reinigungsschritte bis hin zur Spülung aller Leitungen und dem Parken bis zum nächsten Einsatz.

Goldene Securitas

Klein- und Mittelbetriebe können besondere Leistungen im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zur Goldenen Securitas einreichen. Der Preis wird alle zwei Jahre von WKO und AUVA vergeben. Die nächste Verleihung findet am 30.11.2023 statt.

auva.at/goldenesecuritas

Grafik: Ein Roboterarm reinigt eine Wand von oben.
Der Prototyp „Hotter Solution ACSM“ ermöglicht die Reinigung kritischer Stellen in der Siebpartie von Papier­maschinen per Knopfdruck von außen.
© Fa. Hotter
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© Fa. Hotter