Am 4. September 2023 wurde die neue Prüfstelle eröffnet. Wie fiel die Wahl auf den Standort im Industriezentrum Niederösterreich-Süd?
Wittig: Im Zuge der Übersiedlung des Bürobereichs der STP auf den Wienerberg hat sich die Frage ergeben, wie wir die Prüfstelle weiterbetreiben können. In dem Bürohaus gab es keine Möglichkeit dafür. Das Industriezentrum Niederösterreich-Süd bietet großzügige Hallen und damit ein optimales Umfeld, um unsere Prüfstände unterzubringen.
Welche Leistungen erbringt die STP?
Wittig: Wir haben in der STP vier Bereiche: Prüfstelle, Produkt-, Personen- und Systemzertifizierungsstelle. Unser Stammarbeitsgebiet ist die Kombination von Prüfstelle und Produktzertifizierung. Die Prüfstelle führt Normprüfungen der Produkte durch, dokumentiert die Prüfergebnisse im Sinn von Messwerten und gibt sie an die Produktzertifizierungsstelle weiter, wo sie mit den Anforderungen aus den europäischen harmonisierten Normen verglichen werden. Wenn die Messwerte die Anforderungen erfüllen, stellen wir die EU-Baumusterprüfbescheinigung aus, das ist gleichsam unser Zertifikat. Der:die Hersteller:in kann die Konformitätserklärung ausstellen und das CE-Kennzeichen anbringen, damit er:sie das Produkt im EU-Raum verkaufen kann.
Welche Produkte prüft die STP?
Manek: Wir führen EU-Baumusterprüfungen für persönliche Schutzausrüstung (PSA) aus fünf Produktgruppen durch: Fuß- und Beinschutz, auch für die Feuerwehr, Kopfschutz von Industrieschutzhelmen bis zu Sporthelmen, zum Beispiel Ski- oder Fahrradhelme, persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz wie Gurte, Seile, Karabiner oder Bandfalldämpfer, Kettensägenschnittschutz, vor allem für die Forstarbeit, und Gehörschutz.
Prüft die STP auch Produkte, die nicht von EU-Richtlinien abgedeckt sind?
Wittig: Für etliche Produkte im Consumer-Bereich gelten keine speziellen EU-Richtlinien oder -Verordnungen, zum Beispiel für Kinder-Hochstühle, aber sie unterliegen dem österreichischen Produktsicherheitsgesetz. Dem Gesetz zufolge besteht ein Produktsicherheitsbeirat, für den wir fallweise Prüfungen durchführen. Wir erhalten auch Aufträge von Konsumentenschutzorganisationen.
Welche zusätzlichen Angebote sind geplant?
Manek: Das Konzept, das wir für den neuen Standort erstellt haben, beinhaltet auch mögliche Erweiterungen. Im Bereich der Produktzertifizierung sind das zum Beispiel Bauprodukte – da geht es um Anschlagpunkte für Absturzsicherungen. Auch die Nische der Medizinprodukte wäre für uns interessant. Durch die Digitalisierung ergeben sich ebenfalls neue Entwicklungen, so ist die Zertifizierung elektronischer Unterweisungshilfen in Planung.
Wittig: Das Thema der Zertifizierung elektronischer Unterweisungshilfen haben wir aufgegriffen, weil wir bei Betriebsberatungen Rückmeldungen erhalten haben, dass Mitarbeiter:innen, die eine Anlage oder Maschine bedienen, zum Teil Schwierigkeiten haben, die Bedienschritte richtig zu setzen. Das führt zu psychischer Belastung und potenziellen Gefährdungen. Hier ist unser Ziel, eine Zertifizierung für Maschinensteuerungen anzubieten, um die Qualität der Interaktion des Menschen mit der Maschine sicherzustellen. (rp)