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Unfallstatistik 2020: Weniger Hobeln, weniger Späne

Über eine Million Menschen befanden sich im April 2020 in Kurzarbeit, im Juni waren es immer noch über 500.000 Personen.

Jasmina arbeitet seit zehn Jahren halbtags als Reinigungskraft in einer kleinen Trattoria im achten Bezirk in Wien. Wenn der Chef sie braucht, hilft sie manchmal auch in der Küche oder beim Catering aus. Er möchte niemanden kündigen, sagte er seinen sechs Mitarbeitern Ende März 2020. Und das ist ihm mithilfe der Kurzarbeitsregelungen auch bis heute gelungen – tatsächlich gearbeitet hat Jasmina 2020 bei ihm allerdings keine 40 Tage. Und 2021 bis heute noch keinen einzigen.

Über eine Million Menschen befanden sich im April 2020 in Kurzarbeit, im Juni waren es immer noch über 500.000 Personen. Auch das ließ die Arbeitsunfälle der unselbstständig Erwerbstätigen von ungefähr 100.000 im Jahr 2019 auf keine 75.000 im Vorjahr sinken – so eine Reduktion gab es noch nie zuvor.

Weniger Wegunfälle

Arbeiter sind die Hauptleidtragenden der Pandemie, im März 2020 hatten über 180.000 weniger einen Job als im Vorjahr. Am zweitschlimmsten war es im April, gefolgt von Mai und Dezember mit Verringerungen um ungefähr sechzig- bis über hunderttausend Arbeitsplätze jeweils für Männer und Frauen.

Auch viele Angestellte blieben daheim, sie konnten allerdings viel eher im Homeoffice arbeiten – was sich zumindest positiv auf die Statistik der Wegunfälle ausgewirkt hat. Arbeitsbedingte Verkehrsunfälle gab es circa 3.000 weniger als in den Vorjahren.

Die absoluten Unfallzahlen sanken 2020 in allen großen Wirtschaftszweigen. In der „Herstellung von Waren“, also der gesamten Produktion, gab es 2020 ungefähr 4.000 Arbeitsunfälle weniger als im Vorjahr, im Bau waren es 2.743 und im Handel 2.705. Um über 2.800 Arbeitsunfälle verringerte sich auch der Wert bei „Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ – in dieser Gruppe befinden sich alle Leiharbeiter.

Eine der wenigen Ausnahmen bildete nicht ganz unerwartet die chemische und die pharmazeutische Industrie – hier stiegen sowohl die Zahl der Beschäftigten als auch die Zahl der Firmen ganz leicht und die Unfallraten sanken den Vorjahren entsprechend.

Für 2020 ist die wichtige Kennzahl Unfallrate – also wie viele Arbeitsunfälle auf wie viele Beschäftigte entfallen – generell mit großer Vorsicht zu genießen, denn wir wissen nicht, in welchem Tages- oder Stundenausmaß gearbeitet wurde.

Im Bauwesen und in der Leiharbeit verringerten sich die errechenbaren Unfallraten jedenfalls am meisten, gefolgt von den unselbstständig Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft sowie noch etwas weniger deutlich in „Verkehr und Lagerei“.

Im Handel verloren ungefähr 5.000 Beschäftigte ihren Job, die meisten im Einzelhandel und im Handel mit Kraftfahrzeugen. In den Unfallzahlen sehen wir auch hier ein Minus von rund einem Viertel. Allein beim „Einzelhandel mit Waren verschiedener Art, Hauptrichtung Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren“, worunter sämtliche Supermärkte fallen, gab es keinen Rückgang bei den Beschäftigungsverhältnissen.

Maschinenbau ist Spitzenreiter

Von den 83 als kausal tödlich anerkannten Arbeits- und Wegunfällen 2020 entfielen dreizehn Arbeitsunfälle im engeren Sinn auf den produzierenden Sektor, die meisten auf den Maschinenbau beziehungsweise auf die Gruppe „Metall-Elektro“. Im Bauwesen sowie in „Verkehr und Lagerei“ gab es jeweils neun letal endende Arbeitsunfälle ohne Einbezug von Unfällen am Weg von und zur Arbeit. Verkehrstote machen insgesamt wie früher auch ungefähr die Hälfte der tödlichen Arbeitsunfälle aus. Die Anzahl der Todesfälle von ebenfalls in die gesetzliche Unfallversicherung miteinbezogenen Mitgliedern der freiwilligen Hilfsorganisationen ist 2020 sogar gestiegen. Wenn der Tod als Folge des Unfalls betrachtet werden muss, kommt er allerdings in die Statistik, auch wenn der Unfall schon länger zurückliegt.

Info & Kontakt

Mag. Beate Mayer
Abteilungsleiterin Statistik
statistik@auva.at

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Grau: 2019, blau: 2020 – Arbeitsunfälle unselbstständig Erwerbstätiger (AUVA) Vergleich 2019/2020, Stand 1. Februar 2021
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