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Vision Zero: Vermeiden, was vermeidbar ist!

Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden auf allen Arbeitsebenen stehen für den Präventionsansatz von Vision Zero. Welche Rolle Führungskräfte dabei einnehmen und warum der Wohlfühlfaktor wichtig ist, haben Experten:Expertinnen am Forum Prävention präsentiert.

Die Annahme von Vision Zero lautet: Alle Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sind weder vorherbestimmt noch unvermeidbar, es gibt immer Ursachen, wenn etwas passiert. „Auch wenn wir schon viele Anstrengungen unternommen haben, so sind es immer noch 2,3 Millionen arbeitsbezogene Unfälle oder Erkrankungen jedes Jahr und unfassbare 6.000 Tote pro Tag, die in der internationalen Arbeitswelt zu beklagen sind“, sagt Cristián Morage Torres, Vizepräsident von ISSA Mining, Geschäftsführer von Woken sowie Berater bei ICSI (Insitute for an Industrial Safety Culture). Abhilfe schafft aus Sicht des Experten der Aufbau einer starken Präventionskultur, und das hat gleich mehrere Vorteile: „Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen sind nicht nur eine rechtliche und moralische Verpflichtung, sie zahlen sich auch wirtschaftlich aus. Internationale Untersuchungen zur Rentabilität von Investitionen in die Prävention belegen, dass jeder Dollar, der in Sicherheit und Gesundheit investiert wird, einen potenziellen Nutzen von mehr als zwei Dollar an positiven wirtschaftlichen Effekten mit sich bringt.“

Rolle von Führungskräften

Dass es möglich ist, sichere Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten und damit der VISION ZERO ein Stück näherzukommen, zeigen viele internationale Beispiele, vor allem aus Hochrisikobereichen wie der Luftfahrt oder der chemischen Industrie. Wo ­Sicherheitskultur, Leadership und Partizipation sowie neue Technologien Priorität haben, kommt es nachweislich zu weniger Unfällen. „Dabei geht es immer um Werte und Verhalten, also das Denken und Handeln von Führungskräften und Mitarbeitenden“, sagt Morage Torres. Führungskräfte haben einen wesentlichen Anteil daran, eine Präventionskultur zu schaffen, indem sie Ziele und Visionen verfolgen, Ressourcen dafür frei machen und Teamwork sowie Beteiligung fördern. Daher sind „Leadership“ sowie „Menschen“ auch zwei der sieben „Goldenen Regeln“ von ­Vision Zero. Systeme zum Reporting und zur Risikoevaluierung sind dann die Tools, die im Alltag die Umsetzung unterstützen. „Mitarbeitende müssen auch einbezogen werden, wenn Unfälle oder Beinahe-Unfälle passiert sind, indem Vorfälle aufgeklärt und gemeinsam Verbesserungen diskutiert werden sowie regelmäßiges Training angeboten wird“, ist der Experte überzeugt.

Zentrale Erfolgsfaktoren ermitteln

Pete Kines, PhD, vom dänischen National Research Centre for the Working Environment, Division of Safety Research, ist in mehreren europäischen Ländern der Frage nachgegangen, welche Erfolgsfaktoren Vision Zero von herkömmlichen Sicherheitskonzepten unterscheidet. „Im Wesentlichen ist es der proaktive, präventive und vorausschauende Ansatz“, sagt Kines, während Sicherheit und Gesundheit in traditionellen Konzepten erst im Nachhinein durch das Erfassen von Unfällen, Fehlzeiten oder Versicherungsleistungen gemessen und beurteilt werden. Das Ziel seiner Forschungsarbeiten konzentrierte sich auf die Erarbeitung von zentralen Indikatoren, die aus den befragten Betrieben erfasst wurden, für große und kleine Unternehmen gleichermaßen relevant sind und einfach umgesetzt werden können. Zudem sollten sie alle drei Themen – Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden – abdecken. So hat sich etwa bei den Olympischen Spielen in London 2012 herausgestellt, dass tägliche Briefings ein wichtiger Erfolgsfaktor waren, um bei den 100 Millionen geleisteten Arbeitsstunden ohne schwere Unfälle zu arbeiten. Sie können ganz kurz als Whiteboard-Treffen oder wie aus der Medizin bekannt, als Team-Time-out oder so wie im Sport als „Huddle“ (im Sinne von Lagebesprechung) stattfinden. Unter visionzero.global finden sich 14 Factsheets in vielen Sprachen zu möglichen relevanten Indikatoren. „Wir empfehlen, mit ein oder zwei Indikatoren zu beginnen, sie im Team zu diskutieren und eventuell anzupassen und dann Erfahrung in der Umsetzung zu sammeln“, rät Kines für die Praxis.

visionzero.global

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Die Proactive Leading Indicators werden von der International Social Security Association (ISSA) als kostenloses Zusatztool für alle Unternehmen und Organisationen angeboten, die sich der Vision Zero verschrieben haben.