Die Krankenstandsstatistik der Jahre 2022 und 2023 verzeichnet gegenüber dem Jahr 2021 eine Erhöhung der krankheitsbedingten Fehlzeiten. Die unselbstständig Beschäftigten verbrachten im Jahresverlauf 2022 durchschnittlich 14,9 Kalendertage im Krankenstand, um 24,6 Prozent mehr als 2021 (12,3 Kalendertage). 2023 erhöhten sie sich nochmals um 4,6 Prozent auf durchschnittlich 15,4 Krankenstandstage je Beschäftigte:n.
Bedeutung von Prävention
Die Zahl der Arbeitsunfälle bewegt sich hingegen auf sehr niedrigem Niveau: 2,7 Prozent der Beschäftigten waren im Jahr 2023 von einem Arbeitsunfall betroffen. „Das Krankenstandsgeschehen zeigt einmal mehr die Wichtigkeit von Prävention, guten Arbeitsbedingungen und bestmöglicher Versorgung von chronischen Erkrankungen. In allen drei Bereichen hat Österreich enormen Aufholbedarf. Wir brauchen Investitionen in die Gesundheit in den Kindergärten, Schulen und in der Arbeitswelt. Das heißt, gleiche Chancen auf Gesundheit für alle Kinder und alle Arbeitnehmer:innen. Eine gesunde Arbeitswelt und gesunde Arbeitnehmer:innen werden wir nur mit Finanzierungsgerechtigkeit für die ÖGK (Österreichische Gesundheitskasse) und AUVA erreichen“, betont Mag. Wolfgang Panhölzl, Leiter der Abteilung Sozialversicherung in der Arbeiterkammer Wien. Andreas Huss, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger fordert den weiteren Ausbau der psychosozialen Versorgung, denn die durchschnittliche Krankenstandsdauer bei psychischen Erkrankungen ist mit 37 Tagen weiterhin sehr hoch.
Schwerpunkt: Lehrlinge und junge Erwerbstätige
Während 2023 eine Krankschreibung bei Infektionskrankheiten bei den 15-bis 19-Jährigen bzw. 15- bis 29-Jährigen im Schnitt 3,2 bzw. 3,7 Tage dauerte, waren es bei psychischen Erkrankungen 13,8 Tage bei den 15- bis 19-Jährigen und 23,6 Tage bei den 15- bis 29-Jährigen. Die mit Abstand längsten durchschnittlichen Krankheitsdauern zeigen sich bei den 15- bis 29-Jährigen damit für psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen. Die zweitlängsten Fehlzeiten entstanden bei Verletzungen und Vergiftungen, die bei den Jüngeren im Schnitt 12,0 Tage dauerten. Im Vergleich zur Gesamtheit der Versicherten waren verletzungsbedingte Krankenstände bei den unter 20-Jährigen zwar etwas häufiger, im Schnitt aber um 7 Tage kürzer.
Insgesamt zeigen sich höhere Krankenstandsquoten beim Berufseinstieg bzw. zu Beginn der Erwerbsphase sowie ein erhöhtes Risiko für Fehlzeiten in Abhängigkeit vom Qualifikationsniveau. Vorhandene Befunde belegen dabei den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Fehlzeiten und den Arbeitsbedingungen und dem Qualifikationsniveau. Das bestätigen auch Analysen aus anderen Ländern. Unter den Berufseinsteigern:-einsteigerinnen ist die Quote der Arbeiter:innen höher als in anderen Altersgruppen. Auch die Quote der Arbeitnehmer:innen mit geringen Entscheidungsmöglichkeiten im Job ist höher als in anderen Altersgruppen. Beide Besonderheiten dieser Altersgruppe stehen auch in anderen Altersgruppen für höhere Krankenstandshäufigkeiten.
Auch zeigen die durchgeführten Analysen insgesamt einen besseren Gesundheitszustand in der Gruppe der 15- bis 29-jährigen als bei den 30- bis 39-jährigen, wobei die Jüngeren eine höhere Krankenstandsquote aufweisen. Die Krankenstandsquote hängt offensichtlich nicht allein vom Gesundheitszustand der Beschäftigten ab, sondern auch vom Gesundheitsverhalten und davon, wie gut die Arbeitsplätze zu den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen passen. Zudem spielt die Arbeitsumgebung eine wichtige Rolle: Eine unterstützende und gesundheitsfördernde Arbeitskultur kann die Krankenstandsquote senken, unabhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand der Beschäftigten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit frühzeitiger Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention.
Neuere Arbeiten zeigen, dass bei Jugendlichen mit einer schlechteren psychischen Gesundheit ein statistischer Zusammenhang mit der täglich vor Bildschirmen im Internet oder am Smartphone verbrachten Zeit festgestellt werden kann. Das unterstreicht nochmals die Wichtigkeit für Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Gesundheitskompetenz auf breiter Ebene. Alarmierend ist auch das Krankheitsgeschehen von jungen Erwerbstätigen. 8,2 Prozent der 15- bis 29-jährigen Männer waren 2023 wegen Muskel- und Skeletterkrankungen im Krankenstand, psychische Erkrankungen weisen auch bei den Jungen die höchste Dauer auf und rund ein Fünftel der jungen Erwachsenen treten mit Übergewicht bzw. Adipositas ins Erwerbsleben ein.
Die Sozialversicherung setzt sich mit der betrieblichen Gesundheitsförderung bereits stark für gesunde Arbeitsbedingungen auch für Lehrlinge und junge Erwerbstätige ein. Deshalb werden in den Projekten auf Betriebsebene immer die Betriebsräte:-rätinnen eingebunden. Auch die Jugendvertrauensräte:-rätinnen sollen hier eine größere Rolle bekommen. „Schon im Setting Schule ist die Sozialversicherung aktiv und setzt viele Maßnahmen für die Gesundheit junger Menschen, besonders, was die Stärkung der Gesundheitskompetenz betrifft. Wir müssen hier insgesamt gemeinsam besser werden, gute Rahmenbedingungen schaffen und die jungen Menschen stärken“, unterstreicht Huss. (rh)
Das digitale Fehlzeiten-Dashboard mit einem Überblick über die Entwicklung und Verteilung der krankheitsbedingten Fehlzeiten in Österreich ab 2020
dashboards.sozialversicherung.at/fehlzeiten
Krankenstandsstatistik 2023
15,4 Kalendertage der unselbstständig Beschäftigten im Krankenstand
2022: 14,9 Tage
2021: 12,3 Tage
4,2 % Krankenstandsquote (Verhältnis der Krankenstandstage zum Arbeitsvolumen)
2022: 4,1 %
2021: 3,4 %
71,5 % der Versicherten waren 2023 mindestens einmal im Krankenstand
2022: 69,5 %
2021: 57,4 %