Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass bis 2050 rund die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein könnte. Kurzsichtigkeit – in der Fachsprache Myopie – entsteht, wenn der Augapfel zu sehr in die Länge wächst. Dann stimmen Augenlänge und Brennweite nicht mehr genau überein. Dadurch kommt die scharfe Abbildung vor der Netzhaut zu liegen und scharf sehen in der Ferne funktioniert nicht mehr. Kurzsichtigkeit kann weder eingebremst noch geheilt werden. Sehhilfen sind lediglich ein Korrektiv.
Digitaler Augenstress
Die menschlichen Augen sind nicht darauf ausgelegt, den Blick nur in die Nähe zu fixieren, sie benötigen Abwechslung und zur Entspannung den wiederholenden Blick auf ein fernes Ziel. Mit Nutzung digitaler Geräte hat sich aber unser Sehradius überwiegend auf nahe und mittlere Distanzen reduziert.
Um Gegenstände in der Nähe scharf sehen zu können, muss sich die Augenlinse krümmen – das passiert dadurch, dass sich die Augenmuskeln anspannen. Um ein Ziel in der Ferne klar sehen zu können, flacht die Augenlinse ab, was zu einer Entspannung der Augenmuskeln führt. Bei der Bildschirmarbeit als auch bei der Nutzung anderer digitaler Geräte, wie zum Beispiel Smartphones, blicken die User:innen fast ausschließlich in die Nähe. Das heißt, die Augenmuskeln sind permanent angespannt, was zu einer Ermüdung des Sehsystems führt. Mit dem starren Blick auf ein Display verringert sich auch die Lidschlagfrequenz, das bedeutet, man blinzelt weniger. Das hat zur Folge, dass die Augenoberfläche zu wenig befeuchtet wird und trocken wird. Entsprechende Symptome sind etwa „Gefühl von Sand“ in den Augen, müde, brennende Augen, geschwollene Augenlider oder Kopfschmerzen.
„Generation kurzsichtig“
Bei Kindern und jungen Erwachsenen nehmen Sehdefizite zu. Was unter anderem auf die intensive Bildschirmnutzung zurückgeführt wird. Auch der damit verbundene vermehrte Aufenthalt in Innenräumen ohne Tageslicht kann die Entstehung einer Fehlsichtigkeit begünstigen. Das Risiko, eine Kurzsichtigkeit zu entwickeln, steigt dosisabhängig zur verbrachten Bildschirmzeit, insbesondere durch Smartphones oder Tablets, bei denen die Sehdistanz zum Auge relativ kurz ist. Das führt bei Kindern und jungen Erwachsenen bis zum 25. Lebensjahr zu einem vermehrten „Augenlängenwachstum“.
Starke Kurzsichtigkeit ist ein erheblicher Risikofaktor für das Auftreten von zum Teil schwerwiegenden Augenerkrankungen im Alter, wie zum Beispiel die Netzhautablösung. Eine frühzeitige und regelmäßige Überprüfung der Sehschärfe ist eine wichtige Maßnahme, um dem entgegenzuwirken.
Bildschirmarbeit im ASchG
Laut ArbeitnehmerInnenschutzgesetz sind Arbeitgeber:innen verpflichtet, Beschäftigten bei Bildschirmarbeit eine medizinische Augenuntersuchung vor Antritt der Tätigkeit, alle drei Jahre sowie bei Auftreten von Sehbeschwerden anzubieten und die Kosten dafür zu tragen. Die Beschäftigten können das Angebot nutzen, müssen aber nicht.
Sollte die Notwendigkeit einer Bildschirmarbeitsbrille gegeben sein und eine Verordnung einer Bildschirmarbeitsbrille durch Augenärzte:-ärztinnen vorliegen, sind auch diese Kosten zu tragen. Die Verordnung einer Bildschirmarbeitsbrille ist an keine Altersgrenze gebunden, sondern richtet sich nach den medizinischen Erfordernissen der betroffenen Beschäftigten.
Was ist eine Bildschirmarbeitsbrille?
Bildschirmarbeitsbrillen werden für die Sehanforderungen am Bildschirmarbeitsplatz individuell angepasst. Der für den Bildschirm benötigte Sehabstand liegt bei 50 bis 70 cm. Die Brillengläser sind so aufgebaut, dass Sie in kurzen und mittleren Distanzen ein scharfes und unangestrengtes Sehen ermöglichen, so kann bei entspannter Körperhaltung gearbeitet werden. Bei Lesebrillen – sie sind nur für Entfernungen bis 40 cm geeignet – oder Gleitsichtbrillen ist das nicht der Fall. Gleitsichtbrillen korrigieren den für den Bildschirm notwendigen Sehabstand nur in einem schmalen unteren Teil des Glases.
Schlechtes Sehen oder eine ungenügend korrigierte Sehschwäche kann körperliche Beschwerden verursachen. Wer die Körperhaltung permanent korrigieren muss, um scharf zu sehen, belastet dauerhaft seine Rückenmuskulatur. (ik)
Was versteht man unter Kurzsichtigkeit (Myopie)?
Myopie ist eine angeborene oder erworbene Fehlsichtigkeit des Auges. Entweder ist der Augapfel zu lang oder die Brechkraft der Augenlinse zu hoch. Manchmal trifft auch beides zu. Das Auge kann sich nicht richtig scharf stellen, Gegenstände in der Ferne werden unscharf und verschwommen wahrgenommen, Gegenstände in der Nähe werden scharf gesehen. Kurzsichtigkeit lässt sich durch die Anpassung einer geeigneten Sehhilfe leicht korrigieren.
Maßnahmen zur Entlastung gestresster Augen bei Bildschirmarbeit
- Bildschirmarbeitsplatz ergonomisch einrichten
- optimale Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz entsprechend der Tätigkeit und des Alters schaffen
- auf ausreichend Frischluft und entsprechende Luftfeuchtigkeit (40 – 70 %) achten
- regelmäßige Bildschirmpausen einhalten – OHNE Blick aufs Display
- immer wieder in die Ferne blicken
- zur Befeuchtung der Augenoberfläche auf mehrmaliges Blinzeln achten
- falls erforderlich, befeuchtende Augentropfen mehrmals täglich verwenden (frei von Konservierungsmitteln!)
- ausreichend Wasser oder ungesüßten Tee trinken (hält Schleimhäute feucht)
- regelmäßige Entspannungsübungen für die Augen einplanen
- regelmäßige Überprüfung des Sehvermögens durchführen
- wenn erforderlich, Bildschirmarbeitsbrille anpassen