Radfahren reduziert das Risiko von Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, lässt eine Studie der Leiden University Medical Center wissen. So wie jede Bewegung fördert auch das Radfahren eine vermehrte Durchblutung des Gehirns und sorgt dafür, dass mehr Sauerstoff in die Zellen kommt. Beim Radfahren benutzt man nicht nur die Beine und Füße, um in die Pedale zu treten, sondern auch viele Muskelgruppen, unter anderem, um zu lenken und im Gleichgewicht zu bleiben. Neben diesem direkten Gesundheitseffekt haben lange Fahrten auch eine durchaus entspannende Wirkung auf den Geist. Die gleichmäßige Bewegung wirkt fast meditativ und sorgt damit schon am Weg zur Arbeit für die Reduktion von Stress und Verspannungen. Die einschlägige Forschung zeigt auch, dass Radfahrer schon bei 30 Minuten radeln pro Tag besser und länger schlafen können als Vergleichsgruppen.
Radfahren als Forschungsthema
Nicht nur jeder einzelne, auch die Entscheidungsträger in der Politik sind daher gefordert, Maßnahmen zu setzen, die den Bedürfnissen von Radfahrern entgegenkommen und die Freude an dieser Bewegung fördert – sei es, Radwege zu planen oder Unternehmen dabei zu unterstützen, das Fahrradfahren bei den Mitarbeitern attraktiv zu machen. Im Forschungsprojekt „Bicycle Observatory“ wurden daher zur Unterstützung von Entscheidungen Fahrraddaten erhoben, ausgewertet und bereitgestellt: Ergebnisse sind ein Fahrrad-Dashboard, das ein Lagebild der Fahrradmobilität in Echtzeit bietet, sowie die Identifikation von vier verschiedenen Fahrradtypen.
„Die meisten Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs orientieren sich an durchschnittlichen Radfahrern, die es in dieser Form jedoch nicht gibt. Die Gruppe der Rad fahrenden Personen ist enorm vielfältig und sehr unterschiedlich. Diese Vielfalt gilt es zu beachten, wenn Fördermaßnahmen in der Breite wirken sollen“, weiß Projektleiter Dr. Martin Loidl, MSc, vom Fachbereich Geoinformatik Z_GIS an der Universität Salzburg.
Welcher Fahrrad-Typ sind Sie?
In einem sogenannten Mixed-Method-Ansatz wurden aus unterschiedlichen Datenquellen verschiedene Radfahrtypen abgeleitet. Dazu wurden über 1.000 Personen zu ihrem Mobilitätsverhalten sowie ihren Wertehaltungen und Lebensstilen befragt. Bei dieser Analyse kristallisierten sich vier Typen von Radfahrern heraus, die sich deutlich unterscheiden. Jeder von ihnen nutzt das Rad aus einem anderen Beweggrund, oft verschwimmen auch die Grenzen zwischen „Margit“, „Basti“, „Lisa“ und „Volker“. „Typ Margit“ ist die pragmatische Radlerin, die in die Pedale tritt, weil es ein einfaches Fortbewegungsmittel ist, Zeit und Geld spart und damit praktisch ist. Sie nutzt das Rad häufig, jedenfalls mehrmals pro Woche, um zur Arbeit zu fahren oder Einkäufe zu erledigen – egal bei welchem Wetter. Radler aus Leidenschaft ist „Basti“, der im Alltag praktisch kein anderes Fortbewegungsmittel nutzt und sich von keinem Wetter abschrecken lässt. „Lisa“ ist Frischluftfreundin und achtet auf Gesundheit und Umwelt gleichermaßen – Grund genug, häufig in die Pedale zu treten. Ganz anders sieht es „Volker“, der Schönwetter- und Freizeitradler, der erst bei warmem Wetter und Sonnenschein auf das Rad umsteigt.
Die vier Radfahr-Typen helfen als stilisierte Modelle, die Heterogenität der Radfahr-Community deutlich erkennbar zu machen. Die einzelnen Typen unterscheiden sich stark darin, ob sie eher im Alltag oder in der Freizeit fahren, ob das Radfahren eher Leidenschaft oder nur Fortbewegungsmittel ist, ob sie nur bei Sonnenschein oder auch bei Schlechtwetter am Rad unterwegs sind und ob sie Routinewege nutzen oder lieber improvisieren.
Fragen & Antworten rund um das Radfahren
Welche gesundheitlichen Vorteile bringt Radfahren?
Der wichtigste Vorteil des Radfahrens ist, dass diesen Sport nahezu jeder ausüben kann. Der Großteil des Körpergewichts, gut 50 bis 70 Prozent, wird durch das Rad getragen. Selbst Menschen mit Beschwerden in den Kniegelenken oder in der Hüfte können Rad fahren. Die Verletzungsgefahr ist sehr gering – ausgenommen manchmal Abschürfungen bei leichten Stürzen. Überlastungen im Bereich des Bewegungsapparates sind extrem selten.
Wie können Untrainierte starten?
Anfänger sollten sich auf einem Ergometer bei niedriger Intensität eine Basiskondition erarbeiten. Im Idealfall wird die ideale Trainingsintensität vom Spezialisten bestimmt – anhand von Spiroergometrie oder Laktatmessung. Im Training kann dann mit einem simplen Brustgurt, der über den Herzschlag ein direktes Feedback über die Belastung des Körpers gibt, die Trainingskontrolle durchgeführt werden.
Für das Radfahren gibt es auch kein Alterslimit. Es sorgt sowohl für einen Ausdauer- als auch speziell zu Beginn für einen Kräftigungsreiz, bietet also eine gute Trainingsvielfalt. Auch die koordinative Komponente kommt nicht zu kurz, was es auch für Ältere besonders wertvoll macht.
Für ein solides Grundlagenausdauertraining sollte mindestens zwei- bis dreimal pro Woche Ausdauersport betrieben werden. Mindestanforderung sind insgesamt 150 Minuten, ideal wären vermutlich etwa fünf Stunden – aber das ist nicht für jeden machbar.
Welche Ausrüstung ist ein Muss?
Der Helm ist ein absolutes Muss.
Sicherheitspedale sind kein Muss, aber sehr hilfreich. Sie bieten neben der Druck- auch eine Zugphase und optimieren damit den Bewegungsablauf.
Wetterfeste Kleidung und eine Radfahrhose gegen Schmerzen im Gesäß, sind bei langen Strecken sehr zu empfehlen.
Polsterdicke und Sattelposition müssen zusammenpassen und das ist abhängig von der Sitzbreite. Im Idealfall passt ein Spezialist den Sattel in Neigung, Breite und Länge an.
Info & Kontakt
Martin Loidl, Z_GIS Universität Salzburg, martin.loidl@sbg.ac.at
Sven Leitinger, Salzburg Research, sven.leitinger@salzburgresearch.at
Mehr zu den vier Fahrrad-Typen im Video:
https://vimeo.com/458979353