Glatteis, gefrierender Regen oder Schneematsch erhöhen das Unfallrisiko erheblich, da sich Bremswege verlängern und die Fahrzeugkontrolle erschwert wird. Auch Schneeverwehungen und gefrorene Fahrbahnoberflächen stellen ein höheres Sicherheitsrisiko dar. Darüber hinaus können Nebel, kürzere Tageslichtphasen und Schneefall die Sichtverhältnisse verschlechtern, sodass Verkehrsschilder und Fahrbahnmarkierungen schwerer erkennbar sind. Diese Bedingungen fordern von den Verkehrsteilnehmenden ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und die Anpassung des eigenen Verhaltens sowie der Ausrüstung der Fahrzeuge.
Rechtzeitig mit dem Wintercheck starten
Zu den wichtigsten Maßnahmen, die Fahrzeughalter:innen bei der Fahrzeugwartung im Auge behalten müssen, zählt das rechtzeitige Anbringen von Winterreifen. Sie bieten durch ihre spezielle Gummimischung und das tiefere Profil besseren Halt auf schneebedeckten und eisigen Straßen. „Pkw und Lkw mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht bis zu 3,5 Tonnen dürfen während des Zeitraumes 1. November bis 15. April bei winterlichen Fahrbahnverhältnissen wie Schneefahrbahn, Matsch oder Eis nur dann in Betrieb genommen werden, wenn an allen Rädern Winterreifen angebracht sind“, sagt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter Eigentumsschutz, Recht & Normen im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), und ergänzt: „Bei Missachtung kann im Falle eines Unfalls ein Mitverschulden angelastet werden. Auch wenn kein Unfall passiert, droht eine Verwaltungsstrafe, wenn man ohne die passende Bereifung ertappt wird“, warnt der Jurist.
Wintercheck, der am besten von einer Fachwerkstätte durchgeführt werden sollte, gehört auch das Einfüllen von geeignetem Frostschutzmittel in die Scheibenwischanlage und ins Kühlsystem. Es verhindert das Einfrieren und stellt sicher, dass die Sicht und die Motorfunktion nicht beeinträchtigt werden. Da niedrige Temperaturen die Batterieleistung behindern können, ist es ratsam, auch die Batterie überprüfen zu lassen und gegebenenfalls aufzuladen oder auszutauschen. Eine einwandfreie Funktion der Scheinwerfer, Rückleuchten und Blinker ist essenziell. Die regelmäßige Reinigung gewährleistet gute Sicht und Sichtbarkeit. „Scheiben und Spiegel müssen gereinigt werden und schneefrei sein. In der Regel reicht Tagfahrlicht nicht aus, daher Abblendlicht einschalten, das auch die Beleuchtung auf der Fahrzeugrückseite gewährleistet. Im Bedarfsfall sind Nebelscheinwerfer und Nebelschlussleuchte ein-, aber auch wieder auszuschalten“, sagt Mag. Martin Hoffer, Leiter ÖAMTC-Rechtsdienste und ergänzt: „Schneefreiheit und Beleuchtung sollten auch bei der Kennzeichentafel überprüft werden“. Zur Notfallausstattung in den Wintermonaten zählen – je nach Region – Schneeketten, Schaufel, Eiskratzer sowie eine Decke und eine Taschenlampe. Nehmen Sie Prognosen und Schneeberichte ernst und unterlassen Sie nicht dringende Fahrten bei akut ungünstigen Witterungsbedingungen, rät Hoffer.
Das eigene Verhalten entscheidet
Im Winter zeigt sich, dass Verkehrsteilnehmende die besonderen Bedingungen oft unterschätzen. Zu hohe Geschwindigkeit, unzureichender Sicherheitsabstand und mangelnde Erfahrung mit winterlichen Straßenverhältnissen tragen zu einer höheren Unfallrate bei. Doch nicht nur auf den Straßen gilt Vorsicht: Für Fußgänger:innen ist der Winter ebenso riskant, denn glatte Gehwege und Radwege erhöhen die Unfall- und Sturzgefahr. Rutschfeste Schuhe, Schuhspikes oder Überzieher sorgen einfach für besseren Grip. Ungeräumte oder vereiste Gehwege sollen nach Möglichkeit gemieden werden. Bei schlechter Sicht kommen jährlich durchschnittlich 124 Verkehrsteilnehmende ums Leben. „Dunkel gekleidete Personen fallen in der Nacht oder bei schlechter Sicht durchschnittlich erst aus einer Entfernung von 25 Metern auf. Hell gekleidete Personen hingegen werden bereits aus rund 40 Metern gesehen. Ist eine Person mit Reflektoren oder reflektierenden Materialien ausgestattet, wird diese bereits aus einer Entfernung von rund 140 Metern sichtbar“, erklärt DI Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Reflektoren sollen das Licht eines Autoscheinwerfers reflektieren. Da ein Abblendlicht 50 bis 120 cm über dem Boden leuchtet, ist es sinnvoll, bei Erwachsenen reflektierende Elemente auch in der unteren Hälfte des Körpers zu platzieren. Bei Kindern bewähren sich reflektierende Materialien von Mützen bis zu den Schuhen. „Sichtbarkeit bedeutet Sicherheit“, betont Robatsch.
Ladungssicherheit im Winter
Der Winter stellt auch im Bereich der Ladungssicherung höhere Anforderungen, denn die niedrigen Temperaturen beeinflussen nicht nur die Fahrbedingungen, sondern auch die Stabilität und Sicherheit von transportierten Gütern. Schnee, Eis und Glätte erhöhen das Risiko, dass Ladung verrutscht oder sich löst. „Besonders gefährlich ist es, wenn sich Schnee oder Eis auf der Ladung ansammelt. Dies kann nicht nur das Gewicht der Fracht verändern, sondern auch zur Ablösung von Eisplatten führen, die den nachfolgenden Verkehr gefährden“, erklärt Robatsch, unter dessen Leitung im KFV eine Studie zur Ladungssicherung durchgeführt wurde. Die Effektivität von Sicherungsmitteln wie Gurten oder Netzen kann durch niedrige Temperaturen beeinträchtigt werden. Rutschfeste Matten können die Reibung erhöhen und ein Verrutschen der Ladung verhindern – das gilt nicht nur im Winter und nicht nur für den Berufsverkehr. „Eine zentrale Rolle spielt die Kommunikation, indem etwa Routen mit extremen Wetterbedingungen vermieden werden oder das Personal rechtzeitig über aktuelle Wetter- und Straßenbedingungen informiert wird“, sagt Robatsch. (rh)
Räumstationen der ASFINAG
Eis und Schnee sind vom Dach eines Lkw nicht nur umständlich zu entfernen, sondern können auch andere Verkehrsteilnehmende gefährden, denn durch die Kälte und Schneefälle kann Schmelzwasser auf dem Dach des Fahrzeuges über Nacht zu einer schweren Eisplatte gefrieren und beim Fahren vom Dach rutschen. Der Aufbau und das Dach sind vor Fahrtantritt jedenfalls von Eis und Schnee zu befreien. Um bei der Reinigung zu unterstützen, wurden von der ASFINAG auf wichtigen Hauptverkehrsrouten Räumstationen errichtet, die professionelle, fest installierte Schneegerüste anbieten. Von diesen aus kann gefahrlos die Oberseite des Lkw mit einem Schneeschieber oder Besen gesäubert werden.